2015 saß ich zum ersten Mal bei meiner Ärztin. In mir brodelte es schon länger vor sich hin, denn ich war nicht mehr ich selbst. Es ging mir wirklich seelisch schlecht, weil ich viel zu lange immer wieder über meine eigenen Grenzen gegangen war. Damals war ich frisch Mutter geworden und hatte neben vielen anderen Geschehnissen war es für mich unfassbar schwer in meiner neuen Rolle und in meinem neuen Körper anzukommen. In dieser Zeit konnte ich nicht viel Energie auftanken und es war eine Frage der Zeit, wann ich ausbrenne.
Meine Ärztin antwortete mir damals übrigens, dass es ja normal sei als Mutter. Das war es. Nach diesem Tag habe ich es immer wieder versucht und auch viele Jahre und 3 Kinder später ist die Antwort immer wieder: Sie sind halt Mutter.
Ich finde das furchtbar frustrierend, denn natürlich weiß auch ich: Ausbrennen heißt auch, dass bald kein Leuchten mehr existiert und mit Glück nur noch ein kleiner Docht leicht flackert.
Und ich weiß sehr genau, dass ich damit nicht alleine unter uns Müttern bin.
Warum Erschöpfung bei Müttern so oft übersehen wird
Erschöpfung bei Müttern wird oft nicht ernst genommen, weil sie schleichend kommt. Sie beginnt mit kleinen Anzeichen – häufiger Müdigkeit, Gereiztheit oder dem Gefühl, nicht mehr richtig abschalten zu können. Doch wenn du diese Signale ignorierst, kann die Erschöpfung so stark werden, dass der Körper und die Seele einfach nicht mehr mitmachen. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig auf Warnsignale zu achten.
Körperliche Anzeichen von Erschöpfung
Unser Körper ist wie ein Auto: Wenn die Tankanzeige auf „leer“ steht, kann man noch eine Weile weiterfahren – aber irgendwann bleibt man stehen. Mütter, die unter chronischer Erschöpfung leiden, erleben oft Symptome, die sie, und wie bereits angemerkt auch Außenstehende zunächst nicht mit einer Überlastung in Verbindung bringen:
- Müdigkeit, die auch nach dem Schlafen nicht verschwindet – Du wachst morgens auf und fühlst dich genauso erschöpft wie am Abend zuvor.
- Kopfschmerzen, Muskelverspannungen oder Rückenschmerzen – Dein Körper hält die Last des Alltags nicht nur sprichwörtlich, sondern auch physisch aus. Bei mir waren es starke Schulterschmerzen.
- Häufige Infekte und ein geschwächtes Immunsystem – Ständige Erschöpfung schwächt deine Abwehrkräfte, sodass du anfälliger für Krankheiten wirst.
Emotionale Anzeichen von Erschöpfung
Wenn es um das Emotionale geht habe ich selbst immer ein Bild im Kopf, dass ich auch jedes Mal als Beschreibung für meinen mentalen Zustand nutze. Denn ein mentaler Zustand ist für mich ein wenig wie ein Akku. Wird er nicht mehr geladen, dann ist er irgendwann einfach aus und es geht nichts mehr. Und auch auf dem Weg dahin läuft der Kopf bereits nicht mehr rund. Du wirst müder, langsamer, unkonzentrierter und bist schneller zwischen Tränen und Angriff.
Emotionale Erschöpfung kann sich in den folgenden Symptomen äußern:
- Reizbarkeit und Ungeduld – Plötzliche Wutanfälle oder Gereiztheit gegenüber den Kindern oder dem Partner, selbst bei kleinen Dingen.
- Das Gefühl, „nur noch zu funktionieren“ – Der Alltag fühlt sich an wie eine endlose To-do-Liste, ohne Momente der Freude.
- Hilflosigkeit und plötzliche Überforderung – Die kleinsten Entscheidungen oder Aufgaben erscheinen riesig und unüberwindbar.
- Konzentrationsprobleme und Vergesslichkeit – Du kannst dich nicht mehr richtig fokussieren, vergisst Termine oder verlegst ständig Dinge.
- Ständiges Gedankenkreisen – Dein Kopf kommt nie zur Ruhe, selbst wenn du im Bett liegst.
- Das Gefühl, nie genug zu tun – Egal, wie viel du erledigst, es scheint nie auszureichen.
Soziale und zwischenmenschliche Anzeichen
Ein weiteres Anzeichen für Erschöpfung ist der Rückzug aus dem sozialen Leben. Mütter, die sich überfordert fühlen, isolieren sich oft unbewusst:
- Du sagst immer öfter Verabredungen ab, weil du einfach keine Kraft mehr hast.
- Du fühlst dich einsam, obwohl du ständig von Menschen umgeben bist.
- Es fällt dir schwer, echte Freude zu empfinden, selbst in eigentlich schönen Momenten mit deinen Kindern.
Solltest du bemerken, dass sich eine Mutter-Freundin von dir so verhält, bitte vergiss sie nicht. Sie wird Verabredungen vielleicht absagen, aber sich immer drüber freuen, wenn du an sie denkst.

Die Gefahr des Mama-Burnouts: Wann es kritisch wird
Ein Burnout ist nicht einfach nur „müde sein“. Es ist ein Zustand völliger körperlicher, emotionaler und mentaler Erschöpfung, aus dem man nicht einfach mit einer gutem Nacht Schlaf oder einem freien Wochenende herauskommt.
Denk an den Akku. Wenn du ihn immer nur ein bisschen lädst wird er irgendwann kaputt gehen, lässt sich kaum noch laden und wird viel schneller leer sein. Und dann spielt es keine Rolle mehr, wie dringend du den Akku brauchst – ohne genügend gespeicherter Energie funktioniert er nicht mehr.
Genau so fühlt sich ein Burnout an: Dein Körper, dein Geist und deine Seele sind vollkommen ausgelaugt, und selbst kleine Aufgaben scheinen unüberwindbar. Du fühlst nichts als Leere.
Noch mal ganz deutlich:
Dein Körper schickt dir deutliche Signale – vielleicht in Form von chronischer Müdigkeit, unerklärlichen Schmerzen oder einer immer wiederkehrenden Erkältung, die einfach nicht verschwinden will. Emotional fühlst du dich vielleicht leer, abgeschottet oder sogar wie eine fremde Version deiner selbst. Während du früher Freude und Erfüllung in kleinen Momenten gefunden hast, erscheint jetzt alles anstrengend und bedeutungslos. Mentale Klarheit weicht einem ständigen Nebel, in dem Konzentration schwerfällt und selbst einfache Entscheidungen zur Herausforderung werden. Burnout ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Warnsignal, dass du zu lange über deine Grenzen hinausgegangen bist.
Was kannst du tun?
Wenn du merkst, dass die Erschöpfung überhandnimmt, kannst du mit kleinen Veränderungen beginnen, um wieder Kraft zu schöpfen:
- Plane bewusste Pausen ein – Fünf Minuten bewusstes Atmen oder eine Tasse Tee in Ruhe trinken kann helfen. Dabei kannst du dich mit ätherischen Ölen, wie Lavendel oder Bergamotte, die entspannend wirken und die innere Ruhe fördern, unterstützen.
- Delegiere Aufgaben – Du musst nicht alles allein machen. Familie, Partner oder Freunde können dich unterstützen. Auch kleine Aufgaben an Kinder abzugeben, stärkt ihr Verantwortungsgefühl und entlastet dich.
- Schaffe feste Rituale für dich selbst – Ein warmes Bad mit beruhigenden Düften wie Kamille oder Sandelholz kann helfen, den Stress des Tages loszulassen.
- Sorge für ausreichend Bewegung – Ein Spaziergang an der frischen Luft oder sanftes Yoga bringt den Kreislauf in Schwung und kann helfen, Verspannungen zu lösen.
- Sprich mit jemandem – Ein Gespräch mit einer guten Freundin oder einer Therapeutin kann entlasten. Gefühle zu teilen nimmt oft den Druck und hilft, neue Perspektiven zu gewinnen.
Du bist wichtig!
Eine erschöpfte Mutter hilft niemandem – weder sich selbst noch ihrer Familie. Denke daran: Du bist nicht nur für andere da, sondern auch für dich selbst. Deine Bedürfnisse sind genauso wichtig wie die deiner Kinder. Setze Prioritäten, gönn dir Pausen und höre auf deinen Körper – denn du hast es verdient, dich wohlzufühlen!
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